Lage

Die Gemeinde Pierrefonds liegt am östlichen Rand des Waldes von Compiègne im Arondissement Compiègne im Département Oise (60). Sie hat 1839 Einwohner ( Stand 2018 ), die Pétrifontains genannt werden. Das Département Oise gehörte von 1960 bis 2016 zur Region Picardie, die nach 2016 in der Region Hauts-de-France aufging. Die Hauptstadt des Département Oise ist Beauvais, weitere große Orte sind Chantilly, Senlis, Compiègne und Noyon.

Von Paris aus gesehen befindet sich Pierrefonds nordöstlich in einer Entfernung von 80 km.  Compiègne liegt 15 km westlich von Pierrefonds.

Ältere Geschichte

Die Gegend um Pierrefonds war schon früh besiedelt. Eine gallo-römische Siedlung wurde auf dem ca. 3 km nordöstlich vom Ort entfernten Mont Berny ausgegraben. Sie lag verkehrsgünstig an der Kreuzung zweier Römerstraßen. Der dort siedelnde gallische Volksstamm waren die Suessionen, Namensgeber für die Stadt Soissons ( Augusta Suessionum in römischer Zeit , Provinz Gallia Belgica ).

Nach Zusammenbruch des römischen Reiches gehörte das Gebiet um Pierrefonds zur Kernlandschaft des fränkischen Reiches. In Noyon, ebenfalls im Département Oise, wurde 768 Karl der Große zum König der Franken gekrönt.

Nach der Zerstörung einer älteren Burg im 10. Jahrhundert wurde auf einem Hügel die Burg Pierrefonds erbaut, unterhalb dessen eine dörfliche Siedlung entstand. Der Burg waren mehrere Dörfer und Klöster untergeordnet und der Burgherr konnte Feudalsteuern erheben. Pierrefonds gehörte zur Grafschaft Valois, die in den Besitz einer Seitenlinie der Capetinger geriet. Das Haus Valois stellte von 1328 bis 1589 den französischen König. Der Name Valois kommt von Val d'Oise, Tal der Oise. 1397 bis 1407 wurde die Burg nach der Erhebung der Grafschaft Valois zum Herzogtum 1392 umgebaut und als Festung ausgebaut.

Die Burg wurde 1617 auf Befehl von König Ludwig XIII. belagert, da der Burgherr sich einer Gruppe unzufriedener Adliger angeschlossen hatte, die gegen den König und dessen Berater Richelieu aufbegehrte.  Dabei wurde die Burg stark beschädigt und war daraufhin unbewohnbar. Napoleon Bonaparte erwarb die Ruine 1810 zu einem Spottpreis.

Kurstadt Pierrefonds-les-Bains

Louis-Joseph Deflubé entdeckte 1846 in seinem Park Schwefelquellen. Nach Analyse der Wasserproben wandelte er das Anwesen in ein Thermalbad um. Das Heilwasser wurde zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, Gelenkschmerzen und Hautkrankheiten eingesetzt.

Das Dorf Pierrefonds wurde daraufhin unter dem Name Pierrefonds-les-Bains zur Kurstadt erhoben. Zusammen mit der Restaurierung des Schlosses und dem Bau eines Bahnhofs führte dies dazu, dass Pierrefonds jährlich von 200.000 Gästen besucht wurde. Die Besucherzahlen gingen aber bis zum ersten Weltkrieg wieder merklich zurück.

Restaurierung des Schlosses

Nach einem Besuch der Burgruine 1850 plante Louis-Napoleon Bonaparte ( 1808 – 1873 ), der spätere Kaiser Napoleon III., den Wiederaufbau der Burg als Privatresidenz. Er beauftragte den Architekten Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc (1814 -1879), der schon über diverse Erfahrungen auf dem Gebiet der Restaurierung mittelalterlicher Baudenkmäler verfügte ( u.a. Kirche in Vezelay, Stadtbefestigung von Carcassonne und Kathedrale Notre-Dame in Paris). Viollet-le-Duc orientierte sich weniger am Originalzustand der Burg, sondern eher an einem Idealzustand einer mittelalterlichen Burg, so wie er ihn sah. Kein Wunder, dass der Bayernkönig Ludwig II. sich bei einem Besuch 1867 in Pierrefonds Anregungen zum Bau von Neuschwanstein holte. 1867 wurde das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach dem Tod des Architekten 1879 setzte dessen Schwiegersohn Maurice Ouradou die Restaurierung bis 1885 fort.

Sehenswürdigkeiten

Das bedeutendste Baudenkmal ist sicherlich das Schloss Pierrefonds, das über acht Türme verfügt. Im Innenhof treffen verschiedene Stilrichtungen des Mittelalters und der Renaissance aufeinander. Die Westseite des Hofes wird von einer Säulenhalle eingenommen, in der Mitte des Hofes steht eine Reiterstaue von Louis I. von Orleans. Außerdem sind die Schlosskapelle, der Donjon und die Prunksäle zugänglich.

Das Château de Jonval, das 1905 an der Stelle einer mittelalterlichen Burg errichtet wurde. Die Schlosskapelle ist der Kapelle des Schlosses Chantilly nachempfunden.

Die Kirche Saint-Sulpice im gotischen Stil. Unter dem Chor befindet sich eine romanischen Krypta mit dem Grab des Burgherrn Nivelon.

Das ehemalige Kurhaus von Pierresfonds-les-Bains.

Der ehemalige Bahnhof 'Pierrefonds-les-bains' eröffnet im Jahr 1884. Die Bahnlinie wurde in den 1940ger Jahren für den Personenverkehr geschlossen.

Das Wappen

Auf azurblauem Grund ist in der Mitte das Schloss in Silber abgebildet. Seitlich und oberhalb sind jeweils zwei goldene Lilien zu sehen.

Aktuelle Informationen

https://www.mairie-pierrefonds.fr